Als Condrad Kgomotso Sekgwathe und Nicholas Maphane im März 2023 ihr Praktikum bei der HAHN Automation Group begannen, war nicht nur das Arbeitsumfeld neu für sie – auch das Wetter sorgte für eine Überraschung. „Es hatte gerade geschneit. Schnee kannten die beiden nur aus dem Fernsehen“, erinnert sich Pascal Tailliar, Head of People & Culture, schmunzelnd. Dass aus dem dreiwöchigen Aufenthalt im Hunsrück eine Festanstellung werden würde, war damals noch nicht abzusehen. Heute arbeiten beide als Fachkräfte in unserer Montage in Rheinböllen.
Möglich wurde diese Entwicklung durch ein gemeinsames Projekt des VDMA und der botswanischen Regierung mit dem Ziel, junge Fachkräfte aus Afrika durch Praktika mit dem deutschen dualen Ausbildungssystem vertraut zu machen. Condrad und Nicholas absolvierten in Botswana eine Ausbildung zum Mechatroniker nach deutschem Vorbild. „Beide haben während des Praktikums einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Sie waren motiviert, wissbegierig und haben fachlich überzeugt“, erinnert sich Tailliar. Dass sie nach ihrer Rückkehr nach Botswana ein Jobangebot erhielten, war nicht nur ein persönlicher Glücksfall, sondern auch ein klares Signal des Unternehmens: Internationale Fachkräfte sind willkommen.
Ein langer Weg nach Deutschland
Doch von der Zusage bis zum Arbeitsbeginn vergingen viele Monate. „Der aufwendigste Teil war die Anerkennung der Ausbildung durch die IHK FOSA“, berichtet Tailliar. Immer wieder wurden neue Unterlagen angefordert, zum Teil Dokumente, die es in Botswana gar nicht gibt. „Die Kommunikation war sehr schwierig. Antworten kamen oft erst nach Wochen. Ohne die Unterstützung des VDMA, der sogar Kontakt zur First Lady von Botswana aufnahm, wäre der Prozess kaum zu bewältigen gewesen.“
Insgesamt dauerte es mehr als ein Jahr, bis die beiden Kollegen endlich ihre Visa erhielten. Condrad kam im November 2024, Nicholas folgte im Januar 2025. In dieser Zeit hielt das Unternehmen regelmäßig Kontakt, informierte über den Stand der Dinge, half bei organisatorischen Fragen und bereitete gemeinsam mit den neuen Mitarbeitern den Start in Deutschland vor – vom Sprachkurs über die Wohnungssuche bis hin zur Eröffnung eines Bankkontos.
Ankommen im Hunsrück
Heute wohnen beide in Rheinböllen, nur wenige Minuten von ihrem Arbeitsplatz entfernt. „Der Arbeitsalltag hier ist viel schneller und strukturierter als in Botswana“, erzählt Nicholas. „Aber wir haben uns gut eingelebt.“ Nach Feierabend wird gekocht, entspannt und vor allem telefoniert – mit der Familie in der Heimat, die regelmäßig über das Leben in Deutschland informiert werden möchte.
Die Offenheit der Kolleginnen und Kollegen, die Unterstützung bei bürokratischen Hürden und die positiven Erfahrungen im Team haben beiden den Start erleichtert. „Als man uns sagte, die Deutschen seien nicht so freundlich, war ich skeptisch. Aber hier haben wir genau das Gegenteil erlebt“, sagt Condrad. Auch in sprachlicher Hinsicht unterstützen die Kolleginnen und Kollegen gerne, sind geduldig und ermutigen immer wieder, sich sprachlich auszuprobieren. Eine perfekte Ergänzung zu den Sprachkursen: A1 in Botswana, A2 in Deutschland.
Fachkräfte willkommen – aber Hürden bleiben
Für das Unternehmen ist das Projekt ein doppelter Gewinn: engagierte Mitarbeiter und ein konkreter Beitrag zur Fachkräftesicherung. „Gerade im ländlichen Raum ist es schwierig, Fachkräfte zu finden“, sagt Tailliar. „Deshalb sind wir offen für internationale Wege.“ Gleichzeitig zeigt das Beispiel, wie dringend Reformen sind. „Politisch wird viel versprochen, aber in der Praxis sind die bürokratischen Hürden enorm.“
Anderen Unternehmen rät er, alle Schritte frühzeitig zu planen – und Geduld zu haben. „Man muss dranbleiben, erklären, unterstützen. Aber es lohnt sich. Denn die Motivation und das Engagement der Kandidatinnen und Kandidaten sind groß.“ Für Condrad und Nicholas steht fest: „Wir wollen bleiben – vielleicht sogar irgendwann mit unseren Familien.“ Ein starkes Zeichen dafür, wie internationale Zusammenarbeit langfristige Perspektiven schafft.